Am 2. April 1916 vor mehr als 100 Jahren erklärte das Russische Reich seinen offiziellen Protest wegen des Vorgehens der deutsch-türkischen Flotte. Der Grund was das barbarische Verbrechen, das von den Gegnern Russlands im Schwarzen Meer beim türkischen Ort Of begangen wurde, wo das deutsche U-Boot das russische Hospitalschiff „Portugal" versenkte. Die sich 1916 ereignete Tragödie ist auch eine Lehre für uns im 21. Jahrhundert.

Türkei tritt in den Krieg ein

Das Schiff „Portugal" stand zum Zeitpunkt der Versenkung bereits seit 30 Jahren im Dienst. Die "Portugal" lief 1886 in Frankreich vom Stapel und wurde bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs als Passagierdampfer genutzt.

Am 16. Oktober 1914 wurde die "Portugal" am Hafen in Odessa von türkischen Schiffen beschossen. Neben Odessa haben die türkische Flotte und die deutschen Kreuzer "Goeben" und "Breslau" auch Noworossijsk, Feodossija und Sewastopol beschossen. So trat die Türkei in den Ersten Weltkrieg ein.

Nach dem türkischen Angriff kamen auf der "Portugal" zwei Besatzungsmitglieder ums Leben, das Schiff wurde fünf Mal perforiert. Kurz danach übergab Frankreich das Schiff dem russischen Marineministerium, auf dessen Beschluss das Schiff in ein Hospitalschiff des Roten Kreuzes umgebaut wurde.

Das Personal des Hospitalschiffs bestand aus drei Ärzten, einem Pharmazeuten, Wirtschaftsleiter, Pfarrer, mehr als 20 Krankenschwestern, zwei Zimmerfrauen und mehr als 50 Krankenpfleger. Insgesamt waren es 243 Besatzungsmitglieder — Russen und Franzosen. Der Schiffskapitän war der Franzose Leon Duva.

Die "Portugal" wurde mit Bettenzimmern für 507 Menschen, einem Operationssaal, zwei Verbandräumen, einer Apotheke, Kirche, Labor, Desinfektionsraum und Kabinen für Personal ausgestattet.

Im November 1915 benachrichtigte Russland offiziell Bulgarien und die Türkei über die Indienststellung des Hospitalschiffs. Am 21. Dezember 1915 erkannten die Regierungen dieser Schwarzmeerstaaten die "Portugal" als ein Schiff an, das unter der Schirmherrschaft des Roten Kreuzes stand. Auch Berlin wusste dies.

Hinterhältiger Angriff des deutschen U-Boots

Nach der Eroberung von Erzurum befand sich die Kaukasus-Armee des Generals Nikolai Judenitsch im März 1916 nahe des Hafens Trabzon. Im Rücken der Primorje-Einheit, die in Richtung Trabzon vorrückte, befanden sich verletzte Kämpfer — nicht nur Russen, sondern auch gegnerische Soldaten. Sie sollten mit einem Hospitalschiff abtransportiert werden.

Seit dem Morgen des 17. März warteten Hunderte Verletzte auf die "Portugal". Endlich tauchte das weiß gestrichene Schiff auf. Nach Augenzeugenangaben waren aus der Ferne ein riesiger roter Kreuz und die Flaggen des Roten Kreuzes gut zu sehen.

Der Historiker Oleg Ajrapetow beschrieb, was weiter geschah: „Diejenigen, die sich auf dem Deck befanden, bemerkten ein Periskop, legten jedoch keinen großen Wert darauf — das Schiff war schließlich von den Deutschen, Türken und Bulgaren offiziell als Hospitalschiff anerkannt worden. Zusammen mit Russen wurden auch türkische und deutsche Verletzte befördert. Das schützte die ‘Portugal‘ jedoch nicht vor einem Angriff. Aus naher Entfernung wurden zwei Torpedos gestartet. Eines davon traf den Maschinenraum, die Kessel explodierten, das Schiff versank in wenigen Sekunden. Von 273 der sich an Bord der Portugal befindlichen Menschen kamen 113 ums Leben. Der Rest wurde von einem in der Nähe befindlichen russischen Zerstörer gerettet".

Unter Opfern waren auch Frauen — 14 Krankenschwester und zwei Reinigungskräfte. Auch der Beauftragte des Russischen Roten Kreuzes, Graf Leonid Tatischtschew, kam ums Leben. „Unter den Verstorbenen war auch die Krankenschwester, Baronesse Anna Meyendorff, die bei der Tragödie herausragenden Mut zeigte, schreibt die Expertin Larissa Schigalzowa. Trotz Lebensgefahr, dem Verbot des Arztes begab sie sich auf das zweite Deck, wo sich die Kabinen des medizinischen Personals befanden. Sie weckte eine junge Krankenschwester auf, gab ihr den Rettungsgürtel und scheuchte sie nach oben. Selbst konnte sie sich nicht retten. So endete das Leben einer herausragenden Frau und Baronesse, die als Krankenschwester sich am Kampf gegen den Hunger im Gebiet Samara beteiligte und bereits den Russisch-japanischen und Ersten Weltkrieg kennengelernt hatte.

Das Russische Reich erklärte seinen offiziellen Protest wegen des Vorgehens der deutsch-türkischen Flotte. In der russischen Note hieß es: „Die Bedingungen, unter denen das Verbrechen begangen wurde, schließen jeden Fehler seitens des U-Boots aus, die widerliche Tat wurde bewusst und absichtlich begangen. Die Regierung drückt seinen Protest gegenüber den Regierungen entschlossen aus, mit denen sie sich in einem Kriegszustand befindet, gegen diese Verletzung der Gesetze und Regeln des Krieges, gegen die ständige Vernachlässigung von Verträgen und Abkommen. Sie betrachtet dieses Verbrechen nicht nur als himmelschreiende Verletzung des Völkerrechts, sondern auch als grobe Plünderung, die dem Gericht des Gewissens der zivilisierten Völker übergeben wird".

Als Antwort auf die Vorwürfe begannen Deutsche und Türken zu lügen und Fakten zu verdrehen. Deutsche Propagandisten machten dies gekonnt auch lange vor Joseph Goebbels. Laut Berlin soll die "Portugal" angeblich einen Lastkahn mit Gewehren und Munition geschleppt haben.

Die Regierung des Osmanischen Reichs erklärte offiziell, dass die „Portugal" keine Erkennungszeichen des Roten Kreuzes hatte und als Militärschiff attackiert wurde. Das war zynische und freche Lüge wie die Erklärungen des jetzigen Präsidenten der Türkei, Recep Tayyip Erdogan in Bezug auf den durch die Türkei abgeschossenen russischen Bomber Su-24.

Am 3. April 1916 brach die Verwaltung des russischen Roten Kreuzes als Antwort auf eine verbrecherische Verletzung der Kriegsgesetze und Manipulierung der Fakten jegliche Kontakte mit den Verwaltungen des Roten Kreuzes Deutschlands, Österreich-Ungarns, Bulgariens und der Türkei ab.

Tod des Dampfschiffs „Wperjod"

Welche Schlussfolgerungen nach der Tragödie von der Türkei und Deutschen gemacht wurden, wurde endgültig am Beginn des Sommers 1916 klar.

Bereits am 31. März erklärte die russische Verwaltung des Roten Kreuzes, dass die versenkte „Portugal" ersetzt wird. Das war das Damfschiff „Wperjod". Am 13. Mai wurden alle Vorbereitungsarbeiten abgeschlossen. Der Beauftragte des Roten Kreuzes, Graf. A. Tyschkewitsch wandte sich an das Außenministerium mit der Bitte, die gegen Russland kämpfenden Länder vom Erscheinen eines neuen Hospitalschiffs im Schwarzen Meer zu benachrichtigen.

Dies sei in der nächsten Zeit gemäß allen Regeln in Bezug auf das Schiff Wperjod und ein anderes Hospitalschiff „Atene" gemacht, so Ajrapetow.

Um 4.30 Uhr am 25. Juni 1916 stach die „Wperjod" aus Batum in Richtung Trabzon in See, um Verletzte abzuholen. Um 9.35 Uhr torpedierte ein deutsches U-Boot erneut ohne Warnungen das Schiff und versenkte das russische Hospitalschiff. „Wperjod" wurde 32 Seemeilen von Batum und zwei Seemeilen von der Küste gegenüber Rize versenkt. Als Grund wurde erneut das angebliche Schleppen von Lastkähnen genannt.

Da jetzt kaum mehr mit Anständigkeit der deutschen U-Boote rechnete, befand sich „Wperjod" in einer ständigen Kampfbereitschaft. Periskop wurde vor dem Schlag bemerkt, wobei der größte Teil der Besatzung gerettet wurde. Von 67 Menschen kamen vier Matrosen, ein Heizer, ein Krankenpfleger, ein Freiwilliger und der Schiffskommandant, Konteradmiral a.D. Alfred Wilhelms, ums Leben.

Auf eine weitere unverzügliche Protestnote des russischen Roten Kreuzes reagierten Berlin und Ankara wie üblich — mit Lügen und Manipulationen. Beileidsworte gab es auch diesmal keine.