Auf das Vorgehen der Türkei, die im Himmel über Syrien unseren Su-24-Bomber abgeschossen hatte, reagierten wir mit dem Verbot für Charterflüge zwischen beiden Ländern, einer provisorischen Einstellung der Arbeit der bilateralen Regierungskommission für Handels- bzw. Wirtschaftskooperation und dem Verbot für Arbeitgeber, türkische Staatsbürger anzustellen. Reisebüros wurde empfohlen, auf den Verkauf von Flugtickets in dieses unruhige Land zu verzichten. Seit dem 1. Januar wurde die visafreie Reiseordnung mit der Türkei provisorisch außer Kraft gesetzt. Zudem wurde das Verbot für den Import von Produkten der türkischen Agrarindustrie, Rohstoffen und Lebensmitteln verhängt.

Mit diesen und anderen Schritten löste Moskau eine nervöse Reaktion Ankaras aus. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan entschied sich für aggressive Aussagen anstatt sich bei Russland zu entschuldigen. „Erdogans Position, die darin besteht, dass wir diesen Zwischenfall einfach vergessen müssten, ist absolut unangemessen", sagte zu Recht der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses in der russischen Staatsduma, Alexej Puschkow.

In dieser Situation sollte Russland nicht nur alle möglichen Mittel einsetzen, um seine Position den Menschen auf der ganzen Welt zu schildern, sondern auch die militärisch-patriotische Arbeit unter seinen Bürgern, und zwar vor allem unter Jugendlichen intensivieren. Zu einer bewaffneten Konfrontation zwischen Russland und der Türkei ist es zwar zum Glück nicht gekommen, aber junge Männer und Frauen sollten wissen, dass die Türken vor allen russisch-türkischen Kriegen (insgesamt gab es mehr als zehn solche Kriege) immer Provokationen organisierten und sich vorlaute Äußerungen leisteten, indem sie versprachen, die russischen Truppen zu zerschlagen. Am Ende wurden aber ausgerechnet die Türken jedes Mal geschlagen. Das sollten alle wissen.

Damit junge Menschen diese positiven historischen Erfahrungen kennen, müssten sie propagiert werden. In diesem Zusammenhang ist es traurig, dass gleich zwei Jubiläen der russischen Siege gegen die Türkei so gut wie unbemerkt geblieben sind.

Das Jubiläum der Eroberung der Burg Ismail

Am 22. Dezember sind genau 225 Jahre seit der Eroberung der türkischen Burg Ismail durch die russischen Truppen unter dem Kommando von Alexander Suworow vergangen.

Die Zitadelle am linken Donau-Ufer wurde kurz vor dem russisch-türkischen Krieg der Jahre 1787 bis 1791 umgebaut und unter Mitwirkung französischer Ingenieure zusätzlich gefestigt. Von drei Seiten war die Burg mit einem insgesamt sechs Kilometer langen Wall mit Erd- und Steinbastionen beschützt. Vor dem bis zu acht Meter hohen Wall gab es eine zwölf Meter breite und zehn Meter tiefe Grube. Von der südlichen Seite der Burg floss die Donau. In Ismail waren gut gerüstete 35 000 Soldaten stationiert, die unter anderem über 265 Kanonen verfügten. Die Türken hielten die Burg für unangreifbar.

General Suworow war aber geteilter Meinung. Er befahl, neben dem Lager seiner Truppen eine Grube auszugraben und einen Wall aufzuwerfen, und jede Nacht übten seine Soldaten den Sturm der Ismail-Burg.

Am 7. (18.) Dezember stellte Suworow dem Kommandanten der Burg ein Ultimatum: Entweder würden die Türken innerhalb von 24 Stunden aufgeben oder würden seine Truppen Ismail stürmen, so dass die Türken sterben. Darauf antwortete Mehmet-Pascha arrogant: „Der Himmel fällt auf die Erde und die Donau fließt rückwärts schneller als Ismail aufgibt."

Am 11. (22.) Dezember wandte sich Suworow, der die türkischen Kräfte jedes Mal zerschlug, wenn er gegen sie kämpfte, an seine Soldaten: „Meine tapferen Krieger! Erinnert euch heute an alle unsere Siege und beweist, dass der russischen Waffe nichts widerstehen kann…"

Die tapferen russischen Krieger konnten unmöglich versagen. Am selben Abend noch schrieb Suworow in einem Bericht an den Fürst Grigori Potjomkin: „Die grausame Schlacht innerhalb der Burg wurde sechseinhalb Stunden später mit Gottes Hilfe zu Russlands neuer Ehre entschieden. Die Tapferkeit unserer Kommandeure, der Eifer und das Geschick unserer Stabs- und Oberoffiziere und die beispiellose Tapferkeit unserer Soldaten haben gegen die zahlreichen Feinde gewonnen, die sich verbissen gewehrt hatten, und um 01.00 Uhr nachmittags wurden unsere Waffen mit den Lorbeeren unseres neuen Sieges geschmückt…

Das war also unser Sieg. Die Burg Ismail, die so befestigt und so groß war und unserem Feind unangreifbar zu sein schien, wurde von den für ihn schrecklichen Waffen, nämlich von den russischen Bajonetten erobert."

Mit der Eroberung Ismails schrieb Suworow ein neues Kapitel in der Geschichte der Militärkunst. Die gut gefestigte Burg wurde nicht nach einer langen Belagerung, sondern nach einem massiven Angriff von neun Soldatenkolonnen aus verschiedenen Richtungen und mithilfe einer Flussflottille erobert. 26 000 türkische Soldaten wurden dabei getötet und weitere 9000 gefangengenommen. Nur ein Türke konnte sich retten, der über die Donau auf einem Holzstamm weggeschwommen war.

100 Jahre des Einsatzes bei Erzurum

Vor 100 Jahren, am 28. Dezember 1915 (10. Januar 2016 nach dem Gregorianischen Kalender), begann der Einsatz der Russischen kaiserlichen Armee bei Erzurum, dessen Erfolg nicht nur eine militärische Bedeutung hatte, sondern auch eine große Genugtuung für Russland war.

Das Jahr 1915 war für Russland und seine Entente-Verbündeten sehr schwer. Die deutschen Truppen des Generals August von Mackensen versetzten den russischen Truppen an der Süd-Westlichen Front einen schweren Schlag bei Gorliza, so dass sie sich aus Galizien zurückziehen mussten. Am 22. Mai (3. Juni) verließen sie die Stadt Peremyschl und am 9. (22.) Juni Lwow. Dadurch wurden die Erfolge der ersten Kriegsmonate durchkreuzt. Russlands Verluste beliefen sich auf etwa 500 000 tote, verletzte und gefangengenommene Soldaten.

Die Briten und Franzosen versuchten inzwischen, die beiden Straßen zwischen dem Schwarzen und dem Mittelmeer zu erobern, und begannen ihren Angriff seitens der Dardanellen. Diese Operation hatte einen wichtigen geopolitischen Hintergrund. „Die Verbündeten wollten zunächst die Klarheit bei der Bestimmung der Zukunft Konstantinopels und der Seestraßen vermeiden, was eine große Besorgnis des russischen Außenministeriums verursachte. Es entsteht der Eindruck, dass in Paris und London niemand als erster dem russischen Verbündeten Hilfe leisten wollte", schrieb der russische Historiker Oleg Airapetow.

Trotz der Berechnungen der Briten und Franzosen konnten die türkischen Truppen mit dem deutschen General Liman von Sanders an der Spitze alle ihre Angriffe abwehren. Und obwohl die Türken dabei mehr als 250 000 Soldaten verloren, waren die Verluste der Verbündeten noch größer: Bei den Briten waren das 211 000 und bei den Franzosen 60 000 Soldaten. Die Hauptsache war aber, dass die Türken gewonnen haben. Im Dezember 1915 begann die Evakuierung der britisch-französischen Kräfte aus Gallipoli. Dieser Erfolg war sehr wichtig für die Festigung des Kampfgeistes der Türken.

Da ein Teil der türkischen Truppen in den Raum verlegt werden könnte, wo sich die russischen Kräfte befanden, plädierte der Befehlshaber der Kaukasischen Armee, Infanteriegeneral Nikolai Judenitsch, für eine baldmöglichste Offensive. Das Ziel war die Eroberung Erzurums, wo der größte Stützpunkt der türkischen Armee in Transkaukasien lag. Die Burg war sehr gut gefestigt. Sie war von einer tiefen Grube umkreist. Jedes Fort bestand aus einem mehrstöckigen Turm mit Schießscharten für Kanonen und Maschinengewehre.

Wie der Militärhistoriker Nikolai Schefow bemerkte, wurde dieser Einsatz zum „Kampf um verschneite Bergpässe und Umgänge um die türkischen Positionen über Bergkämme bei einer Kälte von minus 30 Grad und Schneestürmen. Die ganze Last musste die Infanterie übernehmen, denn die Reiter konnten nicht die verschneiten Berge passieren. Die Soldaten mussten vereiste Waffen schleppen und in den Gruben übernachten, die sie im Schnee ausgegraben hatten."

6000 Soldaten haben sich dabei Kälteschäden zugezogen, obwohl das Kommando sie vorsichtshalber mit warmer Kleidung versorgt hatte. Der Abteilungsleiter bei der Verwaltung des General-Quartiermeisters im Stab der Kaukasischen Armee, Oberst Jewgeni Maslowski, bezeugte: „Jeder Kämpfer erhielt warme Socken und ein Paar Filzstiefel, die er in der Nacht statt der Lederstiefel anzog, eine knielange Pelzjacke (…), eine wärmegedämmte Hose, eine Pelzmütze mit einem Nackenschutzaufschlag, warme Handschuhe und einen Soldatenmantel, den er vor jedem Zug zusammenrollte. Besonderes Augenmerk wurde auf die Brennstoffversorgung der Truppen gerichtet. Für Notfälle wurde allen Truppenteilen befohlen, für alle Soldaten weiße Perkalmäntel und weiße Überzüge für die Mützen vorzubereiten."

Zudem wurden den Soldaten des 1. Kosakenkorps Sonnenschutzbrillen ausgegeben. Da die Holzversorgung der Truppen mit Pferden im Gebirge unmöglich war, musste jeder Infanterist und jeder Reiter je zwei Holzklötze mitnehmen, die bei Übernachtungen verbrannt wurden. Zudem musste jeder Soldat ein dickes Holzbrett für Übersetzungen über Bäche bei sich haben, damit seine Füße nicht nass werden und damit er sich keine Kälteschäden zuzieht.

Der Weg bis Erzurum und die Vorbereitungen auf den Sturm der Burg nahmen einen Monat in Anspruch. Dieser begann am 29. Januar (11. Februar) mit einer kurzen Artillerievorbereitung. Das blutige Gefecht dauerte bis zum 3. (16.) Februar. An diesem Tag wurde Erzurum erobert.

Die Trophäen der russischen Armee waren beeindruckend. Wie Historiker Oleg Airapetow schrieb, waren das insgesamt 323 intakte Waffen verschiedener Kaliber. 235 Offiziere und 12 753 Soldaten wurden gefangengenommen. Bei der Verfolgung der weggelaufenen Türken seien weitere 79 Waffen erobert worden. Zudem habe der Gegner jede Menge Munition, Pulver, Lebensmittel und Rinder gelassen.

Die Offensive dauerte bis Ende März. Die Türken mussten um mehr als 100 Kilometer von Erzurum abweichen. Wie von Sanders einräumte, war diese Niederlage ein richtiger Schock für das türkische Kommando. Im Laufe mehrerer Monate soll es diese Informationen von den Einwohnern des Landes verheimlicht haben.

Mit seinem Erfolg an der türkischen Front sorgte Russland für großes Aufsehen nicht nur unter seinen Gegnern, sondern auch für die Besorgnis seiner Entente-Verbündeten, die über Russlands Stärkung in Kleinasien alles andere als erfreut waren.

Aber auch Russlands aktuelle Erfolge im Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat" in Syrien sind offenbar nicht nur für Erdogan, sondern auch für die Briten und Amerikaner keine gute Nachricht.