Am 18. Dezember 1940 gab Adolf Hitler die „Weisung 21" zum Start des „Unternehmens Barbarossa". Ein halbes Jahr später, im Juni 1941, begann das Nazi-Deutschland gemeinsam mit seinen „Satelliten" die Umsetzung dieses furchtbaren Plans. Das führte am Ende zum Tod von Millionen sowjetischen Menschen und zu gigantischen materiellen Verlusten.

Über den Blitzkriegsplan muss man auch deswegen schreiben, weil selbst die Tatsache, dass er erarbeitet und verabschiedet wurde, deutlich zeigt, wie lügnerisch und zynisch der Mythos von den „Präventionsmaßnahmen" Deutschlands gegenüber der Sowjetunion ist. Diesen Mythos propagieren seit vielen Jahren der Verräter und Geschichtsfälscher Viktor Resun-Suworow und seine Nachfolger.

1978 hatte Resun, der im Interesse der Hauptaufklärungsverwaltung in der sowjetischen Ständigen Vertretung im Genfer UN-Büro arbeitete, intime Kontakte mit einem Ausländer. Später stellte sich heraus, dass hinter dieser Person westliche Geheimdienste standen. Und sobald Resun erpresst wurde (und schwule Mitarbeiter waren in den sowjetischen Geheimdiensten alles andere als willkommen), entschied er sich für die „Freiheit" und beantragte Asyl in Großbritannien. Dort verwandelte sich der Staatsverräter unter Beobachtung der britischen Geheimdienste in einen Historiker. Unter dem Pseudonym Suworow schrieb er Bücher, in denen die wahre Geschichte entstellt und die Sowjetunion verleumdet wurde. Von diesen Büchern wimmelt es immer noch in vielen russischen Buchläden: Für die „Verdummung" (so bezeichnete das Alexander Sinowjew) der sowjetischen bzw. russischen Menschen hatten unsere so genannten „westlichen Partner" schon immer jede Menge Geld ausgegeben.

Besonders aufdringlich bestand Resun-Suworow darauf, dass die Hauptschuld für die Entfesselung des Zweiten Weltkriegs auf der Sowjetunion lag, während Hitlers Überfall auf unser Land nichts als „Vorbeugungskrieg" gewesen sei. Mit anderen Worten, war Deutschland ihm zufolge gezwungen, die Rote Armee anzugreifen, die es selbst überfallen wollte.

Wer stand am Anfang des „Unternehmens Barbarossa"

In Wahrheit hatte Hitler die Pläne zum Überfall auf die Sowjets noch seit den 1920er-Jahren gehegt. Noch lange vor dem 22. Juni 1941 erklärte er direkt:

„Damit ziehen wir Nationalsozialisten bewußt einen Strich unter die außenpolitische Richtung unserer Vorkriegszeit. Wir setzen dort an, wo man vor sechs Jahrhunderten endete. Wir stoppen den ewigen Germanenzug nach dem Süden und Westen Europas und weisen den Blick nach dem Land im Osten. Wir schließen endlich ab die Kolonial- und Handelspolitik der Vorkriegszeit und gehen über zur Bodenpolitik der Zukunft. Wenn wir aber heute in Europa von neuem Grund und Boden reden, können wir in erster Linie nur an Russland und die ihm untertanen Randstaaten denken."

Die Entwicklung des Plans zum Angriff auf die Sowjetunion verfügte Hitler nur wenige Tage nach der Kapitulation Frankreichs am 22. Juni 1940. Aber noch vor dieser Verordnung hatte der Generalstabschef des Heeres, Generaloberst Franz Halder, sich auf eigene Initiative mit der Frage beschäftigt, „wie ein militärischer Schlag gegen Russland zu führen ist".

Am 21. Juli bestimmte Hitler in einer Beratung mit den Befehlshabern verschiedener Waffengattungen der Wehrmacht die wichtigsten Ziele des Kriegs gegen die Sowjetunion.

Am 31. Juli traf sich Hitler mit Halder, dem Befehlshaber des Heeres, General-Feldmarschall Walther von Brauchitsch, dem Stabschef des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW), Wilhelm Keitel, und dem Chef des Wehrmachtsführungsstabs im OKW, Alfred Jodl. Hitler, der die Sowjetunion bereits 1940 überfallen wollte, musste auf diese Idee verzichten. Seine Generäle konnten ihn überreden, dass sich Deutschland auf diesen Krieg gründlich vorbereiten müsste, darunter Flugplätze, Straßen, Lagerräume usw. bauen. Es wurde beschlossen, die Russen spätestens im Mai 1941 anzugreifen. Im Laufe von fünf Monaten sollten sie bezwungen werden.

Zwischen August und November wurde der Plan der künftigen Kampagne vorbereitet. Einen wichtigen Beitrag dazu leisteten der Oberquartiermeister I beim Generalstab des Heeres, Friedrich Paulus, der Stabschef der 18. Armee, Generalmajor Erich Marcks, und Oberstleutnant Bernhard von Loßberg.

Im November 1940 legte Halder Brauchitsch das „Projekt Otto" vor — so hieß anfangs der Plan zum Überfall auf die Sowjetunion. Nach einer unwesentlichen Vervollkommnung wurde der Plan dem Führer präsentiert. Am 18. Dezember unterzeichnete Hitler die Weisung Nr. 21 und am 3. Februar 1941 billigte er die strategische Entfaltung des Heeres im Sinne des „Barbarossa"-Plans. Diese Weisung wurde an die Pläne der drei Heeresgruppen (Nord, Mitte, Süd) verschickt, die sich an den Grenzen der Sowjetunion befanden. Resun-Suworow schrieb in seinen Büchern über diesen Umstand nichts.

Rosenberg gegen Resun-Suworow

Zu einer weiteren Widerlegung der Fantasien und Fälschungen Resun-Suworows wurde das 2015 in russischer Sprache erschienene „Politische Tagebuch" Alfred Rosenbergs.

Am 2. April 1941 schrieb der nazistische Chefideologe darin über sein Treffen mit Hitler und seine Ernennung zum Beauftragten für die zentrale Bearbeitung der Fragen des osteuropäischen Raumes. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion war diese Tarnung nicht mehr nötig: Am 17. Juli wurde Rosenberg Reichsminister für die besetzten Ostgebiete. Auf diese Mission hatte er sich seit April vorbereitet.

Am 1. Mai schrieb Rosenberg in seinem Tagebuch, dass er gerade fünf Flugblätter geschrieben hätte, die an die Soldaten der Roten Armee, das russische Volk, die Ukrainer, Kaukasier und Einwohner der baltischen Länder gerichtet wären.

Wie wir also sehen, hatten sich die Nazis sehr gründlich auf ihren „Präventionskrieg" vorbereitet.

Am 20. Juni, als sich die Wehrmacht auf den Überfall auf die Sowjetunion gefasst machte, wandte sich Rosenberg an die deutschen Generäle, um ihnen die politischen Ziele der Kampagne gegen die Russen zu erläutern. Unter anderem sagte er: „Wir führen (…) heute nicht einen ‚Kreuzzug‘ gegen den Bolschewismus, allein um die ‚armen Russen‘ vor diesem Bolschewismus für alle Zeiten zu erretten, sondern um deutsche Weltpolitik zu treiben. (…) Ein Krieg mit dem Ziel, ein ungeteiltes Russland zu errichten, scheidet deshalb aus. Stalin mit einem neuen Zaren zu vertauschen oder gar einen nationalistischen Führer einzusetzen in diesem Gebiete, das würde alle Energien erst recht einmal gegen uns mobilisieren."

Die Nazis wollten also die Sowjetunion aufteilen, ihre Ressourcen erobern, einen Teil der Bevölkerung vernichten und den restlichen Teil gnadenlos ausbeuten.

Rosenberg machte auch kein Hehl daraus: „Die deutsche Volksernährung steht in diesen Jahren zweifellos an der Spitze der deutschen Forderungen im Osten. (…) Wir sehen durchaus nicht die Verpflichtung ein, aus diesen Überschussgebieten das russische Volk mit zu ernähren. Wir wissen, dass das eine harte Notwendigkeit ist, die außerhalb jeden Gefühls steht. Zweifellos wird eine sehr umfangreiche Evakuierung notwendig sein, und dem Russentum werden sicher sehr schwere Jahre bevorstehen."

Dabei ahnte er allerdings noch nicht, dass „schwere Jahre" nicht nur den Russen bevorstanden.

Das „Unternehmen Barbarossa" führte nicht zu einem neuen Triumph der deutschen Waffen, womit seine Entwickler gerechnet hatten. Schon am vierten Tag des Krieges geriet Erich Marcks, der in Deutschland als größter Russland-Kenner galt, unter einen Beschuss, wurde schwer verletzt und verlor am Ende ein Bein. Und Keitel erfuhr im Juli 1941 über den Tod seines Sohnes, der in den Panzertruppen diente. Die Verluste der Wehrmacht wuchsen von Tag zu Tag, und ihre Chancen auf einen siegreichen Blitzkrieg wurden immer geringer.

Das „Unternehmen Barbarossa" erwies sich als fataler Fehler Hitlers und seiner Generäle.