Die Globalisierung des Konsums wurde durch die Globalisierung des Krieges und Globalisierung des Terrors abgelöst, was die Verbreitung der so genannten Schock-Doktrin kennzeichnete. Die Schock-Doktrin ist eine Technologie des traumatischen Einflusses auf die Gesellschaft, der nach umfassenden gesellschaftlichen Erschütterungen, Terroranschlägen und Naturkatastrophen entsteht. Sie wurde von Ideologen der Chicago Wirtschaftsschule zur Durchführung der neoliberalen Wirtschaftsreformen in den Ländern der Dritten Welt entwickelt.

Das Objekt der Schocktherapie war die ganze Welt ohne Ausnahme, was die westliche Gesellschaft noch nicht begreift, die den Schock in Form einer Migrationskrise und Terroranschläge erlebt. Die Fortsetzung der Tätigkeit der Wirtschaftsberater wurde die Terrorinternationale, die das Instrument einer endgültigen Demontage der traditionellen Gesellschaft und Staates wurde.

Schock-Therapie als universelle Technologie zur Vernichtung der Gesellschaft

Der Schock-Therapie wurde die gleichnamige Studie von Naomi Klein gewidmet (Schock-Doktrin: Blühtezeit von Kapitalismus der Katastrophen, Moskau 2009), wo die Technologien und sozialwirtschaftlichen Folgen einer ganzen Serie der Schock-Therapien beschrieben sind, die in den Lateinamerikanischen Ländern begonnen und geprobt wurden. Der Begriff Schocktherapie ist der russischen Gesellschaft in den 90er-Jahren bekannt geworden, als sie zur offiziellen Doktrin der sozial-wirtschaftlichen Reformen erklärt wurde.

Die Schocktherapie kann als Prototyp des modernen Hybrid-Krieges bezeichnet werden — gerade hier erhielt eine Kombination von wirtschaftlichen, sozialen, ideologischen, politischen, informationellen, Polizei- und Gewaltelemente eine konzeptuelle Begründung. Die Schock-Technologie war nicht mehr lokal und selektiv und wurde universell und global. Der Washingtoner Konsens schuf endgültig diese Globalisierung.

Heute blieb de facto keine einzige Gesellschaft, die keine Schock-Therapie bzw. ihre Folgen erlebte. Die Folge der Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York wurde nicht nur der Eingriff der USA im Irak und Afghanistan, sondern auch eine systematische Durchführung der antisozialen Reformen, die Abschwächung des staatlichen Sektors und das Aufblühen der „Korporatokratie" und der „korporativen Modernisierung" der Gesellschaft.

Das wichtigste Ergebnis der Anwendung der Doktrin was die gewaltsame Umwandlung der traditionellen Gesellschaft und des Staates, deren Zwischenphase der Kapitalismus der Katastrophen wird. Klein zufolge werden die Länder sowie einzelne Menschen bei einem großen Schock nicht neugestartet, indem sie an den Ausgangspunkt gelangen, sie brechen einfach zusammen und setzen den Zusammenbruch fort.

In diesem Zusammenhang sind die Erwartungen äußerst naiv, dass nach schrecklichen Anschlägen in Frankreich Europa aufsteigen wird bzw. das Verhalten zu Russland ändert. Die europäische Gesellschaft änderte sich so stark, dass sie nicht mehr imstande ist, dem Schock Widerstand zu leisten.

Sozialwirtschaftliche Basis für Schock-Doktrin

Die Chicagoer Schule entstand ideologisch, politisch und wirtschaftlich als Antwort auf den Keynesianismus mit seinem Konzept zur Regelung des Marktes und des gesteuerten Kapitalismus. Die ideologischen Inspiratoren der Chicagoer Schule sind Milton Friedman und Friedrich Hayek, die das sozialwirtschaftliche Ideal der neuen Gesellschaft als freien Markt bezeichneten. Doch dafür sollten seine Feinde vernichtet werden.

Alle Spuren des Keynesianismus-Erbes sollten aus der Weltwirtschaft beseitigt werden. Doch solange es ein alternatives und konkurrenzfähiges soziales Modell der sowjetischen Gesellschaft gab, musste der liberale Kapitalismus ein hohes Lebensniveau im Westen aufrechterhalten.

Unabhängig von Besonderheiten der politischen Regimes, geopolitischen Widersprüchen und Konflikten der nationalen Staaten, fast in allen Ländern der Welt ist der Abbau der indirekten Errungenschaften der sozialen Revolutionen vom Beginn des 20. Jahrhundert zu erkennen. Dieser Prozess ist de facto der Inhalt der modernen Globalisierung.

Die Schock-Therapie in Europa wird mit dem Ziel der Umsetzung einer endgültigen Demontage der so genannten Gesellschaft des allgemeinen Wohlstands und spezifischen Eurosozialismus umgesetzt. Tektonische Änderungen erfolgen heute auch im wohltätigen Westen.

Diese Änderungen bestehen nicht in der einfachen Rückkehr zum alten Kapitalismus und Imperialismus. Die soziale Konterrevolution stellt einen neuen de facto postmenschlichen Typ der Beziehungen auf. Auf die historische Bühne tritt ein neues Machtsubjekt, das von Alexander Sinowjew in Begriffen Übergesellschaft und Übermacht beschrieben wird.

Die Kombination von antisozialen Reformen, die vom globalen Kapitalismus mit den schrecklichsten und unmenschlichsten Terrorformen durchgeführt werden, die von der Schwarzen Internationale aufgestellt werden, führen die Welt in einen regressiven Zustand einer völligen Lähmung. So wird eine absolute Ergebenheit vor dem Schock der Zukunft geschafft, wie Alvin Toffler schrieb.

Konvulsionen der Konsumgesellschaft

Die Schockdoktrin ändert Formen und Mittel, doch unverändert bleibt ihr Hauptprinzip — die Opfer zu desorientieren und ihr die Fähigkeit zu entnehmen, dem sozialen Ersticken Widerstand zu leisten. Allerdings hat die Konsum-Anästhesie, die im Körper der westlichen Gesellschaft enthalten ist und an andere nicht westliche Länder übergeben wurde, noch seine Wirkung.

Eine der Reaktionen der modernen globalisierten Konsum-Gesellschaft ist das Ignorieren und Ablehnung der aktuellen Änderungen. Das zeigt sich auch in Russland, wenn der Zustand des zunehmenden Chaos weiter als zeitweiliges Missverständnis wahrgenommen wird.

Die Gesellschaft will weiter konsumieren und sich unterhalten. Der Aufruf — Champagner zu trinken und sich zu amüsieren als Antwort auf den Terror gegen die Karikaturen von Charlie Hebdo entspricht wohl dem Niveau des Verständnisses der aktuellen Prozesse durch die Europäer.

Der moderne globale Verbraucher ist ein infantiles und hysterisches Wesen, das absolut manipuliert wird und der Schock-Doktrin offen ist. Das Problem besteht darin, dass sowohl der Verbrauch als auch der Verbraucher funktionell im neuen Weltsystem nicht mehr erforderlich sind.

Der Schock dringt sich in alle zuvor geschützten Lebensbereiche ein, er nimmt zu, doch er kann nicht im Rahmen des Verbrauchs und des liberalen Kapitalismus erlebt werden. Allerdings ist jede revolutionäre Umdeutung der Realität ein neuer Schock.