In meinem vorherigen Artikel über die neue russische Nationale Idee habe ich betont, dass diese Idee bzw. Ideologie gefunden wurde. Es ist natürlich schwierig, jede Ideologie, selbst die einfachste, auf drei Seiten zu beschreiben. Doch man kann ihre Elemente in einigen Publikationen darlegen, was wir auch tun werden.

In diesem Artikel ist ein weiterer Beweis dafür zu finden, dass die Idee der zivilisatorischen Entwicklung allmählich zur Mainstream-Idee im heutigen Russland wird. Der Beweis dafür wurde vom Globalisierungsanhänger Zbigniew Brzezinski vorgelegt. Bei seiner jüngsten Rede im Wilson-Zentrum sagte der Propagandist der US-amerikanischen Exklusivität in seinem Aufruf an die westlichen Eliten zum Aufdrängen eines neuen Wettrüstens gegen Russland: „Das, was wir jetzt in der Ukraine sehen, ist nicht einfach ein Streit, das ist ein Merkmal eines nachhaltigen Aufstiegs des russischen quasi-mystischen Chauvinismus“. So hieß es.

Wie ist dieser Wahnsinn eines Dinosauriers des „Kalten Krieges“ mit der zivilisatorischen Idee verbunden? Direkt: Es geht darum, dass die Grundlage des jetzigen russischen Chauvinismus laut Brzezinski die Überzeugung der russischen Eliten ist, dass Russland nicht zur westlichen Zivilisation gehört. Es sei auch nicht ein Teil Chinas… oder der muslimischen Welt. Russland soll selbst als eine große Zivilisation gelten. Das wichtigste Wort ist hier „Zivilisation“. Der bekannte Russenhasser macht sich Gedanken über Russland als Zivilisation, was für ihn sehr logisch ist.

Brzezinski behauptet de facto, dass Kiew ein großes ukrainisches Reich aufbauen darf – die ukrainische Junta bedroht jedoch nicht die dominierende Rolle der USA in der Welt. Die Russen dürfen sich hingegen nicht über ihre Identität Gedanken machen, weil jede russische Idee vor allem mit der Souveränität zusammenhängt, was für das US-Außenministerium eine echte Herausforderung ist.

Die Meister der Diffamierung  ignorieren bewusst die Tatsache, dass das wichtigste Element der Identität der Russen der Internationalismus ist, der am besten jetzt im Südosten der Ukraine zu erkennen ist. Der Washingtoner Ideologe ist ausgerechnet über diesen Internationalismus beunruhigt, der sich logisch aus der zivilisatorischen Selbstidentität der Russen ergibt, weshalb er diesen Prozess als Aufstieg des russischen Chauvinismus bezeichnet.

Als erfahrener Erfinder von großen Lügen versteht Brzezinski sehr gut, dass der Westen keine Angst vor der Wiederbelebung der Sowjetunion bzw. des imperialen Russlands und vor den Ausbrüchen von  asiatischen Merkmalen, eines „russischen Faschismus“ und anderen radikalen Erscheinungen, sondern vor dem Erscheinen einer unabhängigen russischen Zivilisation haben muss, weil unser Land nur mit einer übernationalen und freien Weltanschauung weiter existieren und sich weiterentwickeln kann. Die Tatsache, dass Brzezinski nervös wurde, ist ein direkter Beweis dafür, dass Russland eine zeitgemäße Nationale Idee fand (in ihrer zivilisatorischen Version).

Brzezinski legte in seiner Rede alle möglichen und unmöglichen Argumente für seine Idee dar, die darauf abzielt, die Umsetzung des Entwicklungsprojekts in Russland zu verhindern, wobei auf bewährte Mittel zurückgegriffen wird.

Das erste Mittel wird Russland vorgeworfen, was man eigentlich schon lange den USA hätte vorwerfen können. Brzezinski bezeichnete die in Russland entstehende zivilisatorische Weltanschauung als ambitiös, ohne Beweise dafür zu finden, worin konkret die russischen Ambitionen bestehen (anscheinend in den Versuchen, den von Anglosachsen unterstützten Bandera-Erscheinungen Widerstand zu leisten). Inzwischen weiß die ganze Welt, welches Land die größten Ambitionen hat, für das die ganze Welt nicht ausreicht — die USA. Die Situation absolut zu verdrehen ist eine Lieblingsmethode der US-Werwölfe. Obama bezeichnete vor kurzem Russland als „doppelköpfigen Janus“. Das geschah zu dem Zeitpunkt, als die Doppelstandards der Politik des US-Außenministeriums besonders offensichtlich wurden.

Bereits zu Beginn der 2000er-Jahre schrieb Alexander Sinowjew in seinem Buch „Russische Tragödie“: „Die USA gingen den Weg Hitler-Deutschlands – so sieht das Wesen der Umwandlung in der Welt aus. Es entstand auch die Ideologie der globalen Aggressoren, die mit der Rassenideologie von Faschismus und Nazismus zu vergleichen ist – die Ideologie der Überlegenheit der Menschen der westlichen Länder über die anderen Völker. Die letzteren werden nicht als vollwertige Menschen bezeichnet“. So sieht in der Tat die Wahrheit aus – falls man über irgendwelche Ambitionen spricht. Unter den russischen Staatsbürgern, darunter die Machtvertreter, gibt es fast keine Menschen, die mit dem Gedanken aufwachen, unser Land durch Eroberung eines Territoriums zu vergrößern bzw. jemanden zur Freiheit auf russische Weise zu zwingen. Das zeigen zahlreiche Umfragen in unserem Land. Also übergroße Ambitionen sind nicht typisch für die Russen. Das gehört zum Megatraum der USA von einer globalen Herrschaft. Doch der Wortemacher Brzezinski braucht wohl keine Umfrageergebnisse und andere glaubwürdige Informationen. Er sowie Obama und Clinton wissen apriori, dass gestern an allen schlechten Dingen in der Welt die Serben, Iraner und Syrer schuldig waren, jetzt sind es die Russen.

Der sich als Friedenstifter darstellende, aber tatsächliche Befürworter eines Krieges behauptet, dass Russland eine Bedrohung für die Baltikum-Länder, Georgien, Moldawien und… Weißrussland darstellt. Nicht Russland, sondern das US-Außenministerium, das in Weißrussland, Moldawien, Armenien und Aserbaidschan nach demselben Schema vorgeht wie im Fall der Ukraine, stellt eine reale Bedrohung für die genannten Länder dar. „Wir müssen die Versuche Russlands stoppen, die Situation in den ostukrainischen Gebieten zu destabilisieren“, sagt Brzezinski, wobei er sehr gut versteht, wer in der Tat der Kiewer Junta befiehlt, Zivilisten in diesen Gebieten zu töten, und wer die malaysische Boeing über dem Südosten der Ukraine abschoss, um in der Region noch mehr Chaos zu stiften.

Wollen wir jedoch nicht weiter alle Mythen des Herrn Brzezinski erörtern – das wäre zu viel Ehre für ihn. Wir betonen nur, dass er die US-Außenpolitik stark beeinflusst und seine Juni-Rede nicht nur ein Merkmal von Marasmus ist, sondern auch die Vorstellungen einiger US-Politiker über die Welt kennzeichnet, wo es keine unabhängigen Staaten, geschweige denn Zivilisationen geben soll. 

Ein weiteres Mittel der Demagogie Brzezinskis ist die tiefe Verachtung gegenüber allen Völkern und als Folge davon die Übertragung der Verantwortung für alle antiamerikanischen Handlungen auf die führenden Politiker anderer Länder. Die Vertreter des US-Außenministeriums befassen sich bekannterweise nicht mit der Analyse der Ursachen des Geschehenen – für sie sind die Bekanntmachungen von Personen wie Jennifer Psaki wichtiger als die Wahrheit. Auch an der Tragödie in der Ukraine sind Brzezinski zufolge nicht die ukrainischen Nazis und ihre US-Unterstützer sondern… Russlands Präsident schuld.

Eine weitere These des Pokerspielers, der sich jedoch als Schachmeister geriert, lautet: „die Hauptrolle beim Aufstieg des russischen Chauvinismus spielte Putin“ (Und wir, die naiven Menschen, dachten, dass die Wende des russischen Staatschefs zu den patriotischen Werten mit objektiven Prozessen des Wachstums der Selbstidentität der russischen Staatsbürger verbunden ist!). Wir haben es erneut mit dem Werwolf zu tun – es stellt sich heraus, dass die zivilisatorische Idee gar nicht die Folge eines objektiven Verlaufs der Ereignisse ist. Sie wurde von Putin ins Leben gerufen und jetzt der Bevölkerung, die zum totalen Amerika-Hass neigt, aufgezwungen.

Wenn man Brzezinski glaubt, wollen die russischen Staatsbürger nicht in einer Zivilisation eines souveränen Staates, sondern in einer Kolonie leben, die von Übermenschen ausgeraubt wird und sich noch fester an den Stiefel der Nato klammert. In den letzten Jahrzehnten machte Russland tatsächlich einen Kniefall vor dem Stiefel der Nato, doch heute gibt es in Russland immer mehr Menschen, die Begriffen wie Würde, Wahrheit und Gerechtigkeit ihren ursprünglichen Sinn verleihen, die die Grundlage der russischen Zivilisation bilden. Gerade dies wird dem russischen Präsidenten von den ideenpolitischen Werwölfen wie Brzezinski und Co. vorgeworfen.