Wir bezeichnen die Ereignisse in der Ukraine kurzsichtig und falsch als Faschismus, seltener und präziser als Nazismus. Modest Kolerow, der meines Erachtens die präziseste Vision der Ereignisse präsentierte, nannte diese Erscheinung „feindselige Ethnokratie“. Ich bin davon überzeugt, dass wir es nicht einfach mit den Folgen, sondern mit einem bewussten Ziel und Produkt einer allgemein gelenkten Demokratie zu tun haben. Hier sind natürlich Erklärungen notwendig. Obwohl die Weimarer Republik gerade mit dem Nazismus endete.

Beginnen wir mit dem Nazismus. Das Nazismus-Manifest lautet — die Überlegenheit einer Rasse (also der breiten genetischen Merkmale) im zivilisatorischen, kulturellen und militärischen Sinne – also mit einem Wort,  im politischen Sinne. Überlegenheit bedeutet Macht. Genetisch begründet heißt unüberwindlich. Wenn man die konkret-historische politische Technologie über Arier und Juden und aus dem 20. Jahrhundert ausklammert, handelt es sich um echten „Rassismus“. Woher kam er?

Die allgemeine Überlegenheit als Machtform wurde durch die europäische Zivilisation geschaffen. Das Ergreifen der Welt wurde zum Ziel gesetzt und es wurde erreicht. Der Westen ist heute total und wir sind ein innerer und unabdingbarer Teil davon. Die wichtigsten Mittel sind Wissenschaft (Technik), christlicher Glaube, imperialer Aufbau. Doch weder Rom (Reich) noch Byzanz (Christentum plus Reich) schufen den Rassismus, obwohl sie eine Überlegenheit erreicht hatten. Was geschah in der Neuzeit?

Das erste Projekt zur Erschließung der Neuen Welt gehört der Zivilisation, die sie eröffnete – der spanischen Zivilisation. Bei aller Größe von Madrid und der Großartigkeit der Ziele zur Schaffung einer neuen katholischen Welt als Gegengewicht zu dem bei der Reformation zerfallenden Katholizismus Deutschlands, Frankreichs und der Niederlande, war das spanische Projekt antirassistisch. Der katholische Proselytismus verwirklichte die These von Apostel Paulus – es gibt Griechen, Juden oder Römer nicht mehr.

Trotz aller bestehenden Fragen gegenüber Spanien wurde das Projekt umgesetzt. Das Ergebnis – neue katholische Nationen, in denen die einheimischen Einwohner nicht vernichtet wurden (jedenfalls nicht so wie in den USA) und schwarze Sklaven (sie gab es vorwiegend in der portugiesischen Zone) sich mit der Bevölkerung nach den Siegen im Befreiungskampf vermischten. Ein bedeutender Unterschied zu den britischen Kolonien, die die USA gründeten, ist die Präsenz des Geistes der Neuen Zeit, der Wissenschaft. Bei aller künstlichen Religiosität (es geht vor allem um Sekten) gab es Ehrenmänner in der Wissenschaft, der Wirtschaft und der Industrie. Im Unterschied zu Bischöfen und Kardinälen haben Ehrenmänner nichts gemeinsam mit Wilden. Das ist der Wissenschaft zu verdanken. So entsteht die Idee, die Überlegenheit unüberwindlich zu machen und sie wissenschaftlich zu beweisen.

Rassismus ist die Ideologie einer ontologischen Unüberwindlichkeit der Überlegenheit. Die Gene können natürlich die unüberwindliche Überlegenheit nicht vorausbestimmen. So etwas gibt es nicht. Doch es soll so sein – vor allem für die Unterworfenen. Das bedeutet, dass die unüberwindliche Überlegenheit imitiert und von einer speziellen Institution präsentiert werden soll. In den USA war das die Sklaverei der Schwarzen. Die USA sorgten für ein Novum. Bei den Griechen und Römern hatte die Sklaverei keinen rassistischen Hintergrund. Zum Sklaven wurde der Verlierer im Krieg. Die römische und griechische Sklaverei war eine pragmatische Grundlage der Demokratie und Wirtschaft. Die USA machten sie zu einer Institution zum Wiederaufbau der rassistischen Ideologie.

Das Subjekt, das von der Neuen Zeit geschaffen wurde, ist offensichtlich. Es hält sich für Gott. Für eine faktische Selbstbehauptung braucht es sterbliche Wesen, über deren Schicksal es entscheiden würde. Es bekommt sie in der politischen Praxis. Die politische Nation der USA setzt sich am stärksten mit diesem Subjekt gleich. Als sterbliche Wesen gelten alle anderen Nationen. So sieht die metaphysische Grundlage der rassistischen Ideologie aus. Doch der Rassismus von heute kann sich nicht mehr mit der Institution der Sklaverei bei seiner Reproduktion begnügen. Nicht weil es unmöglich ist, sondern weil die Sklaverei nur eine äußere, zeitweilige Entlehnung ist, die dem Ausmaß der globalen Aufgaben des Rassismus nicht entspricht.

Wir sehen heute die Schaffung einer beeindruckenden

Treppe des globalen Status-Systems, wo den Völkern vorgeschlagen wird, ihren Platz in der „globalen Arbeitsverteilung“ zu finden. Die Völker sollen in diesem System klein, ethnisch homogen und zu einer politischen Selbstbestimmung ungeeignet sein. Es handelt sich nicht mehr um eine nicht politisch korrekte „genetische Minderwertigkeit“, deren Fehlerhaftigkeit einfach offensichtlich ist. Heute handelt es sich um eine kulturelle und zivilisatorische Minderwertigkeit, den Rückstand der historischen Entwicklung, die Hunderte Jahre dauerte. Wir sollen selbst an unsere Minderwertigkeit glauben, sie uns selbst beweisen, sie selbst bereuen — auf der Ebene der Selbstwahrnehmung. Die Russen beschäftigen sich damit seit den letzten 30 Jahren, seit Beginn der Perestroika. Man ist schon müde davon.

So sieht beispielsweise das Protokoll der inneren Selbstwahrnehmung der lettischen Gesellschaft heute aus: „Die Russen verdienen Blutrache, die Zahl ihrer Generationen, die leiden sollen, ist nicht nur eine, alle Russen sind für Russland und den russischen Staat verantwortlich, weshalb sie alle und das alles ein und dieselbe Sache sind“.

Welchem Niveau der historischen Entwicklungen entspricht dieses Manifest des Bewusstseins? Wohl dem vor der Entstehung der Staatlichkeit, weil der erste historische Staat (lange vor den Griechen und Platon) ermöglichte, das Individuum, die Gesellschaft, das Land zu unterscheiden. Im Stamm-Sozium werden tatsächlich das Individuum und der Stamm gleichgesetzt. Ist so etwas heute möglich?

Die neuen „Indianer“ und „Schwarzen“ haben nichts mehr Gemeinsames mit den typischen Schwarzen und Indianern. Sie sind das Ergebnis der Politik des organisierten Verfalls der Gesellschaften, die zuvor politisch organisiert gewesen waren; das ändert sich wegen des äußeren Drucks. Dafür ist notwendig:

Der Bildung ihren Inhalt entnehmen (für ihre „Verwendungsfähigkeit“);

Das gültige historische Gedenken beseitigen (für ethnische Vorurteile);

Die eigenen Betriebe vernichten (für die „Wirtschaft“, „Offenheit“ und „Konkurrenz“);

Einen Minderwertigkeitskomplex vorzuschlagen, der die historische Verantwortung beseitigt, jedoch nicht in der schwarz-weiß-Variante, sondern in der ganzen Palette der rassistischen Selbstwahrnehmung. „Ja, viele sind überlegen und doch auch wir stehen über vielen“.

Moderner Rassismus für alle.

Diese „Nahrungskette“ endet mit den neuen „Unantastbaren“ — den Terroristen. „Das sind keine Menschen. Sie sollten Angst vor ihnen haben“. In der Tat gibt es deutlich mehr „Unantastbare“ als es scheint – die überwiegende Mehrheit.

Wie werden die Letten sich rächen?

Selbstverständig werden sie es nicht selbst tun. Dafür gibt es die USA und die Nato. Von diesen Organisationen ist Rache und kein Schutz zu erwarten. Echte Indianer wären im Kampf gegen die „Bleichgesichter“ gestorben. Doch die künstlichen Gemeinschaften sollen nur in Konflikte geraten. Danach werden sie unterstützt. Im Austausch dafür werden sie zu Vorbildern einer unüberwindlichen Überlegenheit der „obersten Rasse“, die auf der Spitze der Pyramide steht.
Künstliche Gemeinschaften sollen historische, politische, staatliche Gemeinschaften zerstören. Wie zum Beispiel die russische politische Gemeinschaft. Oder iranische. Oder türkische. Oder thailändische. Diese künstlichen neu geschaffenen Barbaren sind die Träger der Rechte auf jede formelle stereotype „Demokratien“. Der wichtigste Prozess ist dabei die Schaffung des anti-zivilisatorischen Chaos. So sehen jetzt Afghanistan, der Irak, Libyen, Ägypten, Syrien, die Ukraine aus. Die letzten beiden dieser Länder kämpfen noch ums Leben.

Die reale Demokratie stützte sich immer darauf, dass „Auserwählte“ (die sich selbst auswählten) die Macht nur untereinander teilen (hier gibt es auch ein Verhältnis – zwischen Plebejern und Patriziern), sie wählen jetzt tatsächlich, jedoch nur untereinander.

Es gibt den Kreis „der Auserwählten“, obwohl er formell nicht festgeschrieben ist. Man kann auch Plebejer sein. Das Wichtigste ist, man darf nicht zu den Barbaren geraten, auch wenn sie wählen dürfen. Man kann in der Tat jemandem beibringen, abzustimmen, auch einem Affen. Diese Abstimmung kann dann gesteuert werden.

Die wahre Demokratie übergibt die Macht an eine kleine Gruppe (Patrizier) unter der Bedingung, dass diese Gruppe nicht gegen konkrete, persönliche Interessen einer größeren Gruppe verstößt (Patrizier). Dabei sind sie alle zusammen eine Minderheit. Die ganze andere Mehrheit der Bevölkerung (nicht Länder, sondern Planeten) befinden sich außerhalb dieser Gemeinschaft. Der Grund ist einfach – sie haben die Demokratie noch nicht erlernt. Statt Demokratie sollen sie Demokratisierung bekommen. Spüren Sie den Unterschied? Würde das lange dauern? Einerseits – mehrere hunderte Jahre, so groß ist der Rückstand. Andererseits – wohnt man nicht so lange in so einem Regime. Der moderne Rassismus ermöglicht den Kreis von „Gewählten“ im globalen Ausmaß zu bestimmen.

Ehrenmänner befassten sich mit der Entwicklung von Rassismus als einer ideologischen Grundlage ihrer eigenen Macht; sie verstanden sehr gut den deutschen Nazismus als ein konkret historisches, beschränktes rassistisches Projekt – besser als die Deutschen selbst. Deswegen wagten sie es, Hitler zu manipulieren, ihn zu richten. Nicht ohne Erfolg. Doch diese Version von Rassismus ist alt, obwohl auch die deutschen Nazis ebenfalls das Ausmaß der Vollwertigkeit bzw. Minderwertigkeit der Völker entwickelten.

Heute wird eine völlig formelle, völlig inhaltslose Demokratie, die sich auf jeden Einwohner der Erde ausdehnt, in der politischen Realisierung nur durch den modernen angelsächsischen (USA, Großbritannien) totalen differenzierten Rassismus strukturiert, der auf der Zurückhaltung der Entwicklung der Völker und der Organisierung ihres Verfalls beruht.

Man sollte den Begriff Doppelstandards vergessen, der beinhaltet, dass der Standard Recht und rechtliche Gleichberechtigung bedeutet. Es gibt nur einen Standard. Er ist rassistisch – jeder bekommt das Seine.